Julia Cameron „Den Weg des Künstlers weitergehen“
Julia Cameron „Den Weg des Künstlers weitergehen“
Das vorliegende Buch von Julia Cameron entwickelt ihr Kreativprogramm „Der Weg des Künstlers“ weiter. Dieses Kreativbuch hat bereits eine Fangemeinde gefunden bei Menschen, die ihre eigenen kreativen Möglichkeiten entdecken möchten. Das neue Buch baut auf diesem kreativen Pfad auf, ohne ihn vorauszusetzen. Eher ähnelt es einer neuen Windung einer Spirale, der gleiche Weg auf einer anderen Ebene. Auch das vorliegende Buch ist ein Übungsbuch zur Entwicklung der Kreativität, das den Leser über 12 Trainingswochen begleiten will. Die geschilderten „Grundwerkzeuge“ des Trainings sind das bewährte Schreiben der Morgenseiten, der Künstlertreff sowie wöchentliche Spaziergänge. Diese Grundwerkzeuge lassen bereits den Geist erkennen: Beim Schreiben der 3 Seiten am Morgen wird ausgeleert, was so in einem brodelt: die alltäglichen Sorgen und Freuden, die Kleinlichkeiten, Ärgernisse, aber auch die großen Pläne, die genialen Ideen. Der Frust über die Versäumnisse und die Freude über das Gelungene. Der „Künstlertreff“ bedeutet input statt output: Er ist nicht tiefsinnig-bedeutungsvoll als Meeting unter Künstlern zu verstehen sondern als eine Verabredung mit dem inneren Künstler, dem bei diesem „künstlerischen Stelldichein“ anregende Erlebnisse geboten werden sollen, die seinen Brunnen wieder füllen: ein Museumsbesuch, das Hören der Lieblings-CD, stöbern im Buchladen oder ein Bummel über den Flohmarkt, der für mich der Inbegriff des Künstlertreffs ist. Bei dem verordneten Spaziergang, der ebenfalls allein unternommen werden soll, begegnen sich beide Richtungen, neue Ideen entstehen, werden vielleicht konkretisiert. Der Frust über die eigenen Unzulänglichkeiten wird abgelaufen: Es ist dumm, dass ich noch immer nicht diese Briefe geschrieben habe… Wenn ich dies auch nicht erledigt habe, ich habe doch da diese Idee gehabt. Vielleicht ist es sogar besser, ich probiere es mal aus… – Das sind die kleinen Zu-Fälle, die der Weg des Künstlers mit sich bringen kann. So geht es im Verlauf des 12wöchigen Programms darum, einen Sinn für Proportionen und Perspektiven zu entdecken, Gespür für Abenteuer, für das eigene Terrain und für Grenzen zu entwickeln. Authentizität und Durchhaltevermögen werden geschult. Letztlich geht es um Selbstentdeckung: wer bin ich wirklich wenn ich es wage mich selbst ernst zu nehmen? Künstlern – auch Lebenskünstlern -, die bereits eine Weile oder vielleicht auch schon lange unterwegs sind kann das Buch ein liebevoller Freund und Begleiter sein, der leise mahnt, erinnert, Mut macht. Ist „der Weg des Künstlers“ eher für den Anfänger gedacht, der vor allem auf seinem Weg ermutigt wird, so richtet sich dieses Buch mehr an den, der bereits als Künstler lebt und dessen Irritationen und Fallstricke oft gerade im Erfolg, in der Ausbeutung durch andere oder in dem „Zuviel“ des Kunstbetriebes liegen können. Das Buch eignet sich sowohl zum Selbststudium als auch zur gemeinsamen Stärkung unter Weggenossen. Danke Julia!
Julia Cameron: „Den Weg des Künstlers weitergehen – Neugierig, wach und kreativ sein“ 414 Seiten, Verlag Knaur MensSana, TB, April 2006, ISBN 13:978-3-426-87277-2 ISBN-10:3-426-87277-3, 10,95€ 2.