Michaela Fischer: Spirituelles Erwachen zwischen Frust und Flow

Michaela Fischer trifft mit ihrem Buch einen Nerv der Zeit. Heute sind spirituelle Ratgeber seit langem in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Waren es vor 40/50 Jahren noch wenige Autoren, die sich spirituellen Themen widmeten existiert heute eine Flut an Ratgebern, Richtungen, Schulen und an Lichtarbeit-Seminaren usw. und entsprechenden Menschen, die sich Rat holen. Mit der Flut der Angebote wuchs oft auch die Verunsicherung, welcher Weg denn nun der richtige sei. Es ging vor allem um Selbstentwicklung, Selbsterfahrung, darum, Erkenntnisse zu sammeln und sich durch vielfältige Übungen zu optimieren.

Michaela Fischer weist nun darauf hin, dass wir in einer Zeit des Wandels leben – was an sich keine neue Erkenntnis ist -, aber andere Erfordernisse mit sich bringt. Und so ist auch bei den Suchenden ein Wandel zu bemerken. Es geht inzwischen weniger um die reine Erkenntnis als vielmehr um die Umsetzung dieser im alltäglichen, praktischen Leben.

Die Autorin, die an vielen Stellen darauf hinweist, dass der Weg, über den ein Mensch zu spirituellen Erkenntnissen kommt, wesentlich weniger wichtig ist als dass es überhaupt zur Entwicklung der je eigenen Spiritualität kommt. Auch sie gibt vielfältige Ratschläge und Übungen, wie wir unsere geistigen Antennen schärfen und uns mit den möglichen Irrtümern unseres Selbstverständnisses auseinandersetzen können.

Irritieren können allerdings Aussagen wie die, dass wir alle Teile Gottes seien, es sei ein Spiel, das wir im Irdischen spielen. Und wir alle und das was geschieht sei Teil des Planes. Wozu dann Anleitungen zur Entwicklung unseres Selbstes?

Eingeleitet werden die Kapitel durch Weisheiten der Hathoren, die der Autorin als geistige Führer zur Seite stehen. Hathoren, so Michaela Fischer, sind Geistwesen, die früher auf Sirius gelebt haben und die ägyptische Kultur inspirierten. Inzwischen haben sie ihren Wohnort auf der Venus und impulsieren Menschen, die sich mit ihnen verbunden fühlen.

Unsere Zeit ist keine Zeit für Friede-Freude-Eierkuchen-Esoterik, in der die Differenzen und Unvereinbarkeiten zugedeckt werden durch Herzchen und rosa Wolken im Stil von „wir haben uns alle so lieb“. Diese birgt die Gefahr die Realität auszublenden und sich von den realen Nöten der Zeit abzuwenden. Spirituelle Sinnkrisen tauchen auf, wo Wunsch und Wirklichkeit aufeinanderprallen. Diese Krisen gilt es auszuhalten und zu warten, bis sich die nächste Tür öffnet. Das Warten sollte allerdings kein passives sein in der Hoffnung, dass etwas Neues von oben kommt, sondern in der Liebe im tätigen Dasein, geführt durch die Impulse des Herzens. Darauf weist die Autorin eindrücklich hin.

Interessant ist auch ihre Beobachtung der spirituellen Szene. Professionelle Heiler, Coaches und Seminarleiter haben längst nicht mehr den Zulauf wie vor Jahren, obwohl ein Bedürfnis vieler Menschen nach geistiger Erkenntnis besteht. Was tun also, wenn die Kunden ausbleiben? Ihr Rat: geht zu den orientierungslosen Jugendlichen, zu Menschen in Not und bringt euch dort ein mit eurem Wissen, aber im praktischen Leben.

Ein erfrischend direktes Buch ohne Schnörkel und Blümchen, geschrieben für die Zeit des Wandels.

 

Michaela Fischer: Spirituelles Erwachen zwischen Frust und Flow, Neue Erde, 144 Seiten, ISBN 978-3-89060-801-3, 14

 

Vandana Shiva: Eine Erde für alle!

Einssein versus das 1%

Vandana Shiva hat ein Buch geschrieben, dessen Bedeutung nicht hoch genug zu bewerten ist. Die Autorin ist Umweltaktivistin, als Wissenschaftlerin international unterwegs für den Erhalt von Saatgut und Trägerin vieler internationaler Preise und Würdigungen wie z. B. den alternativen Nobelpreis.

Die Ergebnisse ihrer Studien, die sie uns hier vorlegt, sind mehr als erschreckend. 1% der Menschheit besitzt so viel wie der Rest der Menschheit und kontrolliert diesen durch Methoden und Machtpotentiale, die sich die breite Masse kaum vorstellen kann. Der Einfluss durch immense Geldmittel, ein Weltbild, das auf Profitmaximierung, Materialismus und dem Anspruch, die Menschheit zu einer „besseren“ Zukunft zu lenken lässt jeden Despoten der Geschichte als Waisenknaben dastehen.

Mit einer Fülle von Informationen über die Verflechtungen von Big Playern der Wirtschaft und Finanzwelt zeichnet sie die Landkarte einer wachsenden Weltherrschaft, die einer Science-fiction-story entsprungen sein könnte, – wenn sie nicht finstere Realität wäre.

Minutiös stellt Vandana Shiva dar, wie „Philantropen“ wie Bill Gates durch das Geschäftsmodell der Stiftung (MBGF) Gelder für Forschungen, für Firmen wie Monsanto & Co., für Bildungseinrichtungen und Staaten einsetzen und so nicht nur die „Spendengelder“ an der Steuer vorbei schleusen, sondern Volkswirtschaften lenken in eine Richtung, in der Bürger, Gesellschaften, ganze Staaten kontrolliert und dirigiert werden.

Zahlreiche Beispiele sprechen eine deutliche Sprache, etwa aus ihrer Heimat Indien, wo 2016 Bargeld für wertlos erklärt und Millionen Menschen in die Armut getrieben wurden. Saatgut, das Bauern seit Generationen pflegen und entwickeln sollte verboten werden und durch „patentiertes“ Saatgut ersetzt werden, was die Bauern in Armut trieb. Das genveränderte neue Saatgut ist einerseits ärmer an Nährstoffen und benötigt angepasste Pestizide und Kunstdünger, die die Bauern für teures Geld erwerben müssen.

Sie verweist auf zahlreiche extrem teure Lebensmittelexperimente, die wenig bis nichts zur Verbesserung der Versorgung der Menschen beitragen, viele aber das Gegenteil bewirken. So gibt es in Indien inzwischen Verbote für die Herstellung von gesunden, kalt gepressten Ölen, wie es Familienbetriebe seit Jahrhunderten herstellen – zugunsten von gepanschtem importierten und subventionierten Öl, das zum Teil gesundheitsschädlich ist. Dies nur als Beispiel, von denen Vendana Shiva viele aufführt.

Der rote Faden, der sich durch diese Entwicklung der Herrschaft des 1% über die 99% Restbevölkerung zieht ist die zentralistische Lenkung, die sich durch Wirtschaft, Bildungssysteme und der Prägung eines einheitlichen Weltbildes zu lasten kultureller Vielfalt.

Den Ausweg aus dieser zunehmenden Bedrohung der Demokratien und der Bürger sieht die Autorin in einem Ausbau lokaler Selbstbestimmung, die den jeweiligen Regionen und Bürgern Rechnung trägt. Sie führt diesen Weg aus der modernen Sklaverei/ des modernen Kolonialismus auf Einsichten Mahatma Gandhis zurück: Swaraj – Selbstbestimmung, Selbstverwaltung, Swadeshi – lebendige Wirtschaft, und Satyagraha – die Kraft der Wahrheit, echter Widerstand, echte Demokratie.

Ergänzt wird das Buch durch ein umfangreiches Quellenverzeichnis. – Ein Buch, das in jede Uni, zu jedem Studium von Wirtschaft und Ethik gehören sollte.

Vandana Shiva, Eine Erde für alle! Neue Erde, 185 Seiten, ISBN 978-3-89060-7979, 18