Ralf Senftleben: Entdecke deine Willenskraft

Wer sich mit Themen wie Selbstentwicklung, Motivationsförderung und Achtsamkeit beschäftigt hat ist sicher auch schon auf die Website www.zeitzuleben.de gestoßen, die Ralf Senftleben mit seinem Team betreibt. Nun ist ein Buch von ihm erschienen „Entdecke deine Willenskraft“. Darin hat Ralf Senftleben viele Tipps zusammengefasst und eine Anleitung zur Verwirklichung von Vorhaben und Projekten geschrieben.

Die Sprache ist, wie von ihm gewohnt, klar, leicht verständlich und mit Humor gewürzt. Er kennt sich aus mit den miesen kleinen Tricks, die jeder von uns sicher schon bei sich erlebt hat um einem Vorhaben, das man doch eigentlich unbedingt umsetzen möchte, immer wieder aus dem Weg geht. In seinem Buch geht er Schritt für Schritt die Stolpersteine durch, mit denen der Weg zum gewünschten Ziel gepflastert sind. Analytisch wird sowohl das eigentliche Wunschziel, das Projekt, – ob es nun darum geht 10 kg abzunehmen, mehr Sport zu treiben oder ein Buch zu schreiben -,unter die Lupe genommen und befragt. Warum wollen wir das? Ist es für uns selbst wichtig, was haben wir davon? Fürchten wir vielleicht unangenehme Folgen oder Begleiterscheinungen, die auch mit dem Ziel verbunden sind?

Und auf welche Art tricksen wir uns aus? Schieben wir es immer wieder auf? Lenken wir uns ab? Welche Ausreden verwenden wir? Auch Umgebung, nicht förderliche Kontakte und natüzrlich unsere Widerstände werden systematisch herausgefiltert. Die Hilfen und Stufen, wie wir unserem Ziel auf zuverlässige Weise näher kommen, sind vielseitig und umfangreich, der jeweiligen Selbstsabotage-Typ angepasst.

Klar, das Buch ist ein ARBEITSbuch, um unsere Willenskraft zu stärken braucht es eben auch ein Krafttraining. Aber es macht Spaß, das Buch zu lesen und sich dabei die Aufgaben herauszusuchen, die zum eigenen Muster passen.

Wer so seine Schwierigkeiten hat bei einem Projekt am Ball zu bleiben und es nun wirklich einmal ernsthaft angehen möchte, dem sei das Buch wärmstens empfohlen.

Ralf Senftleben: „Entdecke deine Willenskraft“, 256 Seiten, Verlag GU, TB, 2019, ISBN 978-3-8338-6961-7, Preis 16,99€

 

Alberto Villoldo: Mutiges Träumen – Wie Schamanen Realitäten erträumen

Alberto Villoldo vermittelt in diesem Buch zwischen zwei Welten – der wissenschaftlich orientierten Psychologie und der der traditionellen Schamanen. Er lebt als Psychologe und medizinischer Anthropologe einerseits und Schamane andererseits selbst in beiden Welten.

„Mutiges Träumen“ stellt die Frage, wie „real“ die Realität tatsächlich ist. Es geht dabei nicht um interessante Hypothesen, sondern um Anleitungen, Hilfestellungen dazu, die Realität zu erschaffen, in der wir leben wollen.

Die Realität, in der wir leben, entspricht oft Mustern, die wir nicht selbst geschaffen haben, die wir aber unreflektiert als die einzig möglichen übernehmen. Menschen, die nach dem Krieg erwachsen wurden sehnten sich vielleicht vorwiegend nach Stabilität ihrer Situation, nach festen Lebensmustern und materiellem Besitz, von dem sie sich ein Stück Sicherheit erhofften. Sie leben ihre Träume. Ihre Kinder die diese Werte übernahmen und als verbindlich betrachteten empfanden ein Leben in der Bilderbuchfamilie mit Häuschen im Grünen und weißem Gartenzaun vielleicht eher als Albtraum. Es war nicht ihr eigener Traum, den sie lebten, sondern eine übernommene Rolle Villoldo spricht hier von psychologischem und genetischem Ballast, den wir mit uns herumschleppen: unser eigenes leuchtendes Energiefeld (LEF), der uns umgebende Lichtkörper, den der Schamane wahrnehmen kann. Das LEF strukturiert den Körper wie das Energiefeld eines Magneten die Eisenspäne auf einer Glasplatte. Villoldo bezeichnet die DNS als die Hardware des Körpers, das LEF als die Software, die die Systemanweisungen vorgibt. „Wenn wir das LEF reinigen sind wir nicht mehr dazu verdammt, die gleichen Gebrechen zu bekommen wie unsere Eltern oder denselben karmischen Ballast von einem Leben ins nächste mitzuschleppen.“

Die Geschichten, in die wir verstrickt sind, lassen sich auf verschiedene Weisen erzählen. Lebensmuster, in denen wir stets das Opfer geben, lassen sich auch zu Heldengeschichten umschreiben. Das Drehbuch in unserem Kopf ist nicht unumstößlich, es lässt sich auch umschreiben.

Um die täglichen Dramen neu bewerten zu können müssen wir wissen, auf welcher Bewusstseinsebene wir gerade agieren. Alberto Villoldo erläutert die vier Bewusstseinszustände

1. das normale Wachbewusstsein, 2. den Traum, 3. den traumlosen Schlaf und 4. den Zustand der luziden Klarheit beim Aufwachen und einschlafen. Der schamanischen Tradition gemäß benennt er diese Zustände vier Tierarchetypen: 1. Schlange, 2. Kolibri, 3. Adler und 4. Jaguar. Probleme auf der Ebene des alltäglichen Bewusstseins lassen sich nicht auf der gleichen Ebene lösen, das erkannte schon Einstein. Die Bewusstseinsebene zu wechseln, um das Problem sozusagen „von oben“, aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, ist Voraussetzung dafür, neue Realitäten zu schaffen, ins Leben zu träumen.

Der Unterschied zwischen Ziele zu setzen und dem Träumen besteht darin: „Ziele haben ein klar definiertes Ende, das Träumen hingegen ist eine Lebensweise.“ (S. 144)

Villoldo bietet dazu in seinem Buch reiches Übungsmaterial: zu erkennen, auf welcher Bewusstseinsebene der Schuh drückt und zu handeln, indem man altes Rollenverhalten erkennt und lernt, die Rolle aufzugeben. Sich selbst neu zu erfinden und den Seelenmüll hinter sich zu lassen – dazu gibt der Autor auf erfrischende und leicht verständliche Weise Anregungen. Zahlreiche Beispiele veranschaulichen das Konzept, machen es nachvollziehbar und lassen den Leser schmunzeln und sich selbst erkennen. Ein durch und durch empfehlenswertes Buch!

Alberto Villoldo: „Mutiges Träumen“, 288 Seiten Verlag Goldmann Arkana, TB, Deutsche Erstausgabe 2009, ISBN 978-3-442-21857-8, 7,95€

 

Rhonda Byrne: The Power

Rhonda Bryrne hat nach ihrem großen Erfolgsbuch und -film The Secret nachgelegt. Während The Secret sich mit dem Gesetz der Anziehung beschäftigt geht es hier noch stärker um die Umsetzung dieser Einsichten.

Die Erkenntnis ist nicht neu, es gab Vorreiter wie José Silva, der in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts ein Selbstheilungsprogramm vorstellte, das mit der Schulung der Aufmerksamkeit arbeitet. Nicht wenige kamen nach ihm, setzten ihren speziellen Akzent dieser Forschung. Rhonda Byrne steht in dieser Tradition. Also nur ein weiteres Buch zum gleichen Thema? Ganz sicher nicht. Jede Erkenntnis, jede Einsicht in die Kraft der Anziehung ist einmalig schlägt einen individuellen Pfad ein parallel zu anderen Wegen, mit unterschiedlichen Abzweigungen, Ruhe- und Aussichtspunkten, – unterwegs zu einem gemeinsamen Ziel.

Das Gesetz der Anziehung besagt: was aussendest wirst du auch zurückbekommen. Das hört sich zunächst vielleicht schlicht und zu einfach an. Aber der Teufel steckt bekanntlich im Detail. Die Autorin gibt in ihrem Buch einen Wegweiser an die Hand, die Hindernisse aufzuspüren, die uns den Weg zur Erfüllung unserer wahren Wünsche und Ziele versperren. „Sie sind nicht dazu geboren, um ein Leben zu führen, das nur ab und zu ein paar Glücksmomente für Sie bereithält… Sie sind dazu bestimmt, das Leben in seiner Fülle auszuschöpfen und alles zu haben, was Sie sich wünschen.“ Das klingt utopisch und unrealistisch. Aber – was heißt schon „real“? Die Realität, die Sachhaltigkeit, ist die Umgebung, die wir geschaffen haben. Wir glauben an den Kampf ums Dasein? Wir haben ihn! Wir glauben, dass man nur durch harte Arbeit zu etwas kommen kann, wobei wir in Konkurrenz zu anderen, genauso hart arbeitenden Menschen stehen? Wir leben in dieser Realität. Unser Leben, da wir als einzelner Mensch in der Gesellschaft ähnlich denkender Menschen leben, entspricht dem Denkmuster, das dem zugrunde liegt. Unser persönliches Denkmuster ist nicht nur individuell geprägt, sondern durch vielfältige Erfahrungen: Gesellschaftsmuster, Erziehung, persönliche Erfahrung usw.

Rhonda Byrnes geht es darum, diese Prägungen bewusst zu machen und sie aufzulösen, sie zu ersetzen durch die Muster, Glaubenssätze, Perspektiven, die wir wirklich wollen. Wer nun meint, damit werde dem Egoismus Tür und Tor geöffnet für den hält die Autorin eine Überraschung bereit: wer Positives in sein Leben einladen möchte, der muss Liebe in sein Denken und Fühlen bringen. Man kann nicht gleichzeitig Positives für sich selbst und dem Nachbarn etwas Schlechtes wünschen. – Das wussten schon die alten Mystiker. Und die moderne Quantenphysik, die den Glauben an abgeschlossenen Teilchen durch die Erkenntnis von Energie, von Schwingungsebenen ablöst, bewegt sich auf ähnlichen Pfaden.

The Power ist ein Übungsbuch, das auf leichte, motivierende Weise aufruft, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen, der eigenen Kraft zu vertrauen und sie nicht länger zu benutzen das zu verfestigen, was wir nicht wollen, sondern alte Muster los zu lassen. Es ist ein Buch, das man gern der besten Freundin schenkt.

Die Aufmachung ist ebenso ansprechend wie der Inhalt. Sinnsprüche und eine Zusammenfassung des Inhalts am Ende jedes Kapitels erleichtern den Umgang. Die farbige Gestaltung unterstreicht den Muntermacher-Effekt.

Rhonda Byrnes: „The Power“, 287 Seiten, Verlag Knaur MensSana, geb. mit Schutzumschlag, Deutsche Erstausgabe 2010, ISBN 978-3-426-65687-7

 

Julia Cameron: Es ist nie zu spät, neu anzufangen – Der Weg des Künstlers ab 60

Julia Cameron hat ein neues Buch geschrieben. Ihr Kreativtraining „Der Weg des Künstlers“ für Künstler und jeden, der seine Kreativität entwickeln möchte wurde von ihr vor 25 Jahren entwickelt. Seither schrieb sie zahlreiche Varianten für unterschiedliche Lebenslagen: für das kreative Selbst, für Kreativität im Beruf, für Schriftsteller, und, und.

Das vorliegende neue Buch wendet sich nun an Menschen im Ruhestand. In dieser Zeit, wo Karriere und berufliche Herausforderungen meist hinter uns liegen noch einmal neu beginnen? Das ist eine Herausforderung!

Das Buch führt uns wieder durch ein 12-Wochen-Program mit vielen Übungen, Fragelisten und Wunschlisten, Reflexionen über die Vergangenheit und Entwicklung von Perspektiven für die Zukunft.

Zunächst geht es daran, das staunen wieder zu lernen, ein Gefühl von Freiheit und Verbundenheit wieder zu gewinnen. Aufrichtigkeit, Demut und Freude sind Themen, die das Buch nahe bringt, unser Status quo wird abgefragt. Welchen Sinn wollen wir dem letzten Teil der Reise geben? Julias Buch bietet Unterstützung, ist ein Mutmacher und Begleiter auf dem Weg zu neuen Aufgaben, neuen Herausforderungen, neuen Abenteuern.

Neu in diesem Programm ist die Einbeziehung der Biographie. Der Leser wird angeregt, das Lebensalter auf Zeitblöcke entsprechend der 12 Wochen zu verteilen. Diese Zeitblöcke – also bei einem aktuellen Alter von 60 Jahren wären es 5 Jahre, die pro Woche angeschaut werden sollen. Die Zeitblöcke werden anhand von Fragen beleuchtet, die den jeweiligen Jahren angemessen sind: welche Lehrer hatten Einfluss auf uns? Mit welchen Personen hatten wir zu tun? Waren sie wohlwollend oder nicht? Aber auch an welchen Orten wir gewohnt haben oder welche Lieblingsspeisen wir hatten wir abgefragt. Dadurch wird die Vergangenheit lebendig, alte Wünsche, Pläne, auch alte Ängste und Hindernisse tauchen auf. Betrachten wir aus heutiger Perspektive und mit heutiger Weisheit unser Leben, können plötzlich Zusammenhänge aufscheinen, die uns vorher nicht bewusst waren. Vergrabene Wünsche können sich zurückmelden und in unserem Leben eine zweite Chance bekommen.

Wie alle Bücher von Julia Cameron ist auch dieses nicht mit dem erhobenen Zeigefinger geschrieben sondern eher wie der Rat einer guten Freundin. Man spürt die Lebenserfahrung der Autorin, ihre Betrachtungen und Anregungen sind authentisch und erzählen von einer langen Erfahrung in der Kunst der kreativen Lebensgestaltung. Die Verbindung von Biographiearbeit und Kreativitätstraining ist eine effektive Steigerung des Programms.

Neben dem Wochenprogramm, in das jeweils ein ansprechender Essay einführt, igbt es den wöchentlichen Check, in dem die Erahrungen der Woche abgefragt werden. Künstlertreff und Spaziergänge gehören ebenfalls zum Programm und ergänzen die Aufgaben.

Mich selbst begleiten Julia Camerons Bücher seit 19 Jahren. Auf das Schreiben der Morgenseiten wollte ich nicht mehr verzichten. Als Biographiearbeiterin und Kreativcoach empfinde ich diese Verbindung beider Arbeitsweisen als genialen Griff.

Julia Cameron: Es ist nie zu spät, neu anzufangen. 380 Seiten,Verlag MensSana, 2016, TB, ISBN 978-3-426-65805-5, 14,99€

Dr. Markus Strauß „ Die Waldapotheke – Bäume, Sträucher und Wildkräuter, die nähren und heilen

„Die Waldapotheke“ von Markus Strauß ist ein Buch, das man gern zur Hand nimmt. In handlichem DIN A5-Format lässt es sich auch gut die eine Wanderung mitnehmen. Markust Strauß breitet die Fülle der essbaren und heilsamen Pflanzen des Waldes vor uns aus. Die Einteilung in Lebensmittel, Genussmittel und Heilmittel bietet Orientierung, ja nachdem, welcher Bereich uns gerade interessiert. Wellness und das Räuchern runden die Palette ab.

Der Anreiz, im Buch zu stöbern liegt sicher nicht wenig an den sehr schönen und gelungenen Fotos, ob Stimmungsbild oder Detailaufnahme.

Neben der Beschreibung, der Charakterisierung der Bäume, Sträucher und Pflanzen gibt es Rezepte für schmackhafte Gericht und Getränke, Heilanwendungen und vieles mehr. Die detaillierte Beschreibung der Wirkungsweisen und Verarbeitung sowie Anwendung der Naturgaben erleichtert es auch dem Laien, sich in die Welt der Wildkräuter einzuarbeiten. Dabei wird Entdeckerfreude geweckt und die Lust am Experimentieren. Allein schon beim Lesen entfaltet die Beschäftigung eine wohltuende Wirkung. Ein wirklich schönes Buch, das sich sehr gut als Geschenk an Naturfreunde, die an den Heilkräften des Waldes interessiert sind.

Dr. Markus Strauß: Die Waldapotheke – Bäume, Sträucher und Wildkräuter, die nähren und heilen“, 203 Seiten, Verlag KNAUR MENSSANA, ISBN 978-3-426-65804-8, 19,99€

Constanze Köpp: aufgeräumt denken

Nur wer den Kopf frei hat kann Neues entdecken

Constane Köpps neues Buch „aufgeräumt denken“ ist mit leichter Feder geschrieben. Der Stil ist frisch, unkompliziert, kein „Lehrbuch“.

Auf den gut 200 Seiten unternimmt sie einen Rundumschlag und fegt wie ein Wirbelwind durch den Kopf des Lesers, der sich aufmacht ihr zu folgen. Viele große und kleine Themen werden angeschnitten: Neuanfänge Selbstwert, aber auch Kleidung und Wohnung. Sie beleuchtet das Umfeld, besser: die Umfelder: sozial, virtuell, global.

Vom richtigen Zeitpunkt ist die Rede, mir der Vergangenheit aufräumen, Entschleunigung, Stress, Arbeit und Partnerschaft, Glaube und Spiritualität werden von ihr abgeklopft auf ihren Stellenwert, ihre Aktualität in unserem Leben.

Darüber kann der Leser gelegentlich ins Schleudern kommen. Kaum ist ein Thema angeschnitten und man möchte sich darin vertiefen – in die Tiefe gehen – geht es schon weiter zum nächsten. Das mag manchmal befremdlich, vielleicht auch an der Oberfläche bleiben. Das gilt besonders da, wo – wirklich brauchbare – Tipps gegeben werden und auf Disziplinen wie z. B. Feng Shui hingewiesen wird, dies aber wie in diesem Beispiel auf die Bedeutung von Farben reduziert wird. Oder dem Leser wird etwa geraten, lieber hochwertige Kleidungsstücke zu kaufen statt vieles, was nur eine geringe Halbwertzeit besitzt. Sicher ein guter Rat, aber für Menschen mit kleinem Budget nicht unbedingt anwendbar und insofern ärgerlich.

Dennoch, durch ihre praktische, von einprägsamen Beispielen angereicherten Lektionen kann man derartige Schwächen übersehen und sich auf die positiven Aspekte des Buches konzentrieren. Es gleicht eher dem Gespräch mit einer guten Freundin, die Ratschläge erteilt und manche Tipps eben nur angerissen werden.

Die Kürze der Texte bei der Dichte der Themen lässt den roten Faden im Blick behalten: Aufgeräumt denken! Und das betrifft nun einmal alle Lebensbereiche. Wer einzelne Themen gründlicher angehen möchte sollte sich besser in in der Spezialliteratur umsehen.

Constanze Köpp, aufgeräumt denken, Knaur TB 2017, Droemer-Knaur GmbH & Co KG, München, 9,99 € (D)

Meera Patel: Entdecke dein Leben – Eine Gebrauchsanweisung

Meera Lee Patel hat ein Buch verfasst, das gar kein Buch im eigentlichen Sinn ist: es hat keine Handlung, keinen Anfang und keinen Schluss. Die Untertitel „eine Gebrauchsanweisung“ kommt der Sache schon näher. Ist man ein Büchermensch so ist man vielleicht zunächst enttäuscht: och so wenig Text! Aber dann liest man doch rein – und taucht so schnell nicht wieder auf.

Das Buch ist bunt, die linken Seiten zeigen mal Zeichnungen wie von Kinderhand, mal mit Buntstift geschriebene Zitate weiser Menschen. Es enthält phantasievolle Farbgebilde, entzückende Zeichnungen, Schöpfungen von leichter Hand.

Und nun die rechten Seiten: Da gibt es Anweisungen wie „Denk an die größte Veränderung, die Du erlebt hast, und berichte hier davon.“ Oder da gibt es zwei Listen, jeweils mit zwei Spalten: „Meine größte Herausforderung im letzten Jahr und wie ich sie gemeistert habe. Meine größte derzeitige Herausforderung und wie ich sie meistern kann.“ Oder gar: „Welches sind deine drei häufigsten Gedanken? Welche wären dir lieber?“ Das kommt so simpel daher. Also nicht: welche Realität wäre die lieber, sondern welche Gedanken. Solche Sätze rütteln wach. Es sind meine Gedanken, wenn ich andere haben möchte, warum denke ich sie nicht?

Der Titel des Buches ist „Entdecke dein Leben“. Damit ist aber keine Vergangenheitsbewältigung angesprochen, sondern das Jetzt. „Werde authentisch“ könnte ein Untertitel lauten. Eine Gebrauchsanweisung – eine Aufforderung zu verstehen, zu handeln, das Gewünschte zu schaffen. Das Buch schreibt sich selbst, durch jeden Leser auf seine weise, wenn er sich darauf einlässt.

Es ist ein Buch, das man sich selbst und guten Freunden schenkt. Die Autorin ist Künstlerin und Schriftstellerin und lebt in New York. Sie entwickelt auch Schreibwaren und Textilien. Wer Lust hat mehr zu erfahren www.meeralee.com

Meera Patel: Entdecke dein Leben – Eine Gebrauchsanweisung, Verlag Knaur-Balance, München, 2013, Preis 14.99 €

Martine Batchlor: Loslassen, was uns festhält

Mit Achtsamkeit aus alten Mustern ausbrechen

Martine Batchlor studierte 10 Jahre lang Zen-Buddhismus in einem koreanischen Kloster und gibt Retreats

Martine Batchlors Buch zum Thema Achtsamkeit lebt von ihren eigenen Erfahrungen auf diesem Gebiet. Die langjährigen Studien sind in dieses Ratgeber eingeflossen.

Alte Muster prägen unser Handeln, sie bestimmen unsere Weise mit den Dingen umzugehen, unsere Reaktionen, unsere Weltsicht. Zu manchen können wir gut ja sagen, andere stehen uns im Wege, behindern unser Leben. Kein neues Thema, jeder kennt es aus eigener Erfahrung. Und dies ist nicht das erste Buch, das zu diesem Thema geschrieben wurde. Was zeichnet Martines Buch aus?

Da ist zum einen die Erfahrung, aus der sie spricht. Der Leser spürt, das sind keine neuen aufregenden Erfahrungen. Sie hatten Zeit, sich zu setzen, sind überprüft, bewertet, gesichert.

Wie spürt man Muster auf und wie löst man sie? Welche Meditationen können helfen und wie integriert man sie in den Alltag? Wie ersetzt man greifen und festhalten durch gelassenes Betrachten und Loslassen? Beim Aufspüren alter Muster hilft es, geistige Gewohnheiten aufzuspüren und zu ersetzen. Dabei gilt es, die Mitte zu halten, sich weder in Emotionen zu verlieren noch ihnen auszuweichen.

Körpersignale können Wegweiser auf dem Pfad zu größerer Achtsamkeit und Bewusstheit sein. Für all diese Lernfelder hat die Autorin einfache, leicht verständliche Übungen und Meditationen bereitgestellt. Beispiele aus Alltagssituationen veranschaulichen und erden den Weg.

Ihr eigener Hintergrund des Buddhismus klingt an. Dabei sind die Verweise auf die buddhistische Lehre und Tradition nie in den Vordergrund gerückt, sie findet vielmehr ihre Anwendung in der praktischen Hilfe: Achtsamkeit für sich selbst und seine Mitwelt zu entwickeln.

Die Entwicklung des Mitgefühls ist ein zentraler Punkt der buddhistischen Ethik. Mitgefühl mit sich und der Mitwelt schafft Achtsamkeit – Achtsamkeit hilft, Verständnis zu entwickeln für eigenes und fremdes Sein und erleichtert, die alten Muster aufzulösen. – Ein lesenswertes Buch!

Martine Batchlor: Loslassen, was dich festhält. Verlag KNAUR MensSana, München, 240 Seiten, 9,99€

Sandra Ingerman: Auf der Suche nach der verlorenen Seele

Der schamanische Weg zu innerer Ganzheit

Sandra Ingerman ist eine der bekanntesten und erfahrensten Lehrerinnen und Vortragsrednerinnen zum Thema Schamanismus. Ihre Kenntnisse beruhen nicht nur auf ihrer Lehrzeit bei Michael Harner und zahlreichen indigenen Lehrern, sondern ist erlebtes Wissen.

Wie jeder „typische“ Schamane ist sie den Weg des verwundeten Heilers gegangen. Schamanen lernen, indem sie durch den eigenen Schmerz, die Krankheit den Seelenverlust den Weg zur Heilung finden. Das tungisische Wort Schamane bedeutet, „einer, der in der Dunkelheit sieht“ (Seite 37)

In der modernen Psychologie kennen wir das Phänomen der Verdrängung, der Abspaltung von Erlebnissen, die zu schrecklich, zu belastend für die Seele sind, um mit ihnen leben zu können. Der Seelenanteil, der davon betroffen ist, zieht sich ins Unbewusste zurück. Diese Erfahrung wird im Schamanismus als Seelenverlust bezeichnet. Es schwindet nicht nur das Erlebnis aus dem Bewusstsein, sondern der Seelenteil, z. B. das Selbstvertrauen oder die Lebenskraft des kleinen Kindes, das einen Verlust erlitten hat, zieht sich ebenfalls zurück.

Und da setzt die Heilkunst des Schamanen an. Sandra Ingerman beschreibt in ihrem Buch die Technik des schamanischen Reisens durch die obere-lichtvolle, die mittlere und die untere Welt, um verloren gegangene Seelenanteile aufzuspüren und sie zurückzubringen. An anschaulichen Beispielen schildert sie, wie diese Seelenanteile, die durch Schocks und Traumata nicht mehr mit ihrer Seele, dem Menschen, zu dem sie gehören, deren Lebensweg weiter gehen konnten. Nun hat sich z. B. die verängstige Dreijährige, die vielleicht einmal verloren ging, sich aus dem Leben der inzwischen Vierzigjährigen zurückgezogen. Damit gingen aber auch Lebensfreude, Spieltrieb, die überschäumende Energie der Dreijährigen verloren. Der Schamane, der sie – meist mit Hilfe eines Krafttiers – wiedergefunden hat, überzeugt sie sanft zurückzukommen, da es inzwischen gefahrlos ist wieder zurückzukommen, und dass es sie gebraucht wird.

Der Seelenteil wird nun, wie Sandra Ingerman schildert, im Herz und Scheitel – Herz- und Kronenchakra, eingeblasen und versiegelt. Der Mensch ist wieder ganz, hat sein volles Potential zur Verfügung.

Ein lesenswertes Buch für Menschen, die sich mit Seelenheilung aus schamanischer Sicht beschäftigen möchten.

Sandra Ingerman: Auf der Suche nach der verlorenen Seele. Verlag Heine TB, München, 286 Seiten, 8,95€

Joachim Faulstich „Heilendes Bewusstsein“

Im Oktober 06 erschien ein bemerkenswertes Buch von Joachim Faulstich: „Das heilende Bewusstsein“. Der Untertitel beschreibt die Situation: >Wunder und Hoffnung an den Grenzen der Medizin. Die Rolle des Bewusstseins wird in der heutigen Zeit zunehmend als relevant für den Heilungsprozess betrachtet. Das gilt nicht nur für die so genannte Alternativmedizin. Auch in der modernen wissenschaftsorientierten Medizin wird das Bewusstsein, die Einstellung des Patienten zu seiner Krankheit wichtiger genommen als das noch vor einigen Jahren der Fall war. Dennoch gilt es nach wie vor als Zugabe, als untergeordneter Faktor. Faulstich zeigt in seinem Buch, dass diese Rolle zu gering angesetzt wird.

Schamanen aller Zeiten und Kulturen kannten die Bedeutung des Bewusstseins, die geistig-seelischen Grundlagen einer Krankheit und hatten damit den Schlüssel zur Heilung in der Hand. Das ist der eine Weg der Medizin. Der andere ist der der modernen Wissenschaft, der Grundlagen-, will sagen: Substanzforschung. Diese sah lange Zeit nur das als real – und somit in der Medizin als wirksam an, was sich messen, ansehen und im Versuch beweisen lässt. Diese Haltung wurde allerdings bereits innerhalb der modernen „westlichen“ Wissenschaft, z. B. in der Quantenphysik, widerlegt, die zu dem Schluss kam, dass das Bewusstsein die sichtbare, messbare Realität mitgestaltet. Faulstich beleuchtet in seinem Buch das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Es ist bekannt, dass auch Placebos, also Pseudomedizin ohne Wirkstoffe, dennoch wirken. In Fallstudien, die bei der Entwicklung von Medikamenten Usus ist, wie etwa in Doppelblindversuchen, zeigt sich das Phänomen immer wieder. Was macht die Wirkung eines Mittels aus, das nicht über die entsprechenden Wirkstoffe verfügt? Wieso wird ein neu entwickeltes Medikament nicht zugelassen, wenn bei Versuchen das „echte“ Medikament nicht deutlich besser abschneidet? Warum wird das Placebo-Mittel nicht als Heilmittel eingesetzt, obwohl es häufig die gleiche Trefferquote erzielt wie das getestete Medikament, – noch dazu ohne die Nebenwirkungen des echten? Ist es der Glaube des Patienten oder des Arztes, der sich günstig auf den Heilungsprozess auswirkt?

Faulstich beschreibt Fälle, in denen Menschen, die von der Schulmedizin aufgegeben wurden, durch Schamanen geheilt wurden unter Verwendung von Kräutern, Ritualen und Gesängen. Ein wichtiges Mittel des Schamanen ist die Traumreise, in der er Kontakt zur Seele des Patienten aufnimmt, die Krankheitsursache sieht und den Heilungsweg erkennt. Meist ist damit auch eine radikale Änderung der Lebenseinstellung, der Gewohnheiten oder auch von Ansichten des Patienten verbunden. Er selbst muß seinen Teil beitragen, um die Krankheit auf Dauer zu überwinden. Ändert er nichts an der geistig-seelischen Ursache der Krankheit, so ist sie, auch nach augenscheinlicher Heilung, bald wieder da.

Die Rolle des Bewusstseins, die im Schamanismus einen selbstverständlichen Platz einnimmt, erhielt Anfang dieses Jahrhunderts durch die neuesten Forschungsergebnisse der Neurowissenschaftler unerwartete Bestätigung. Eine Gruppe von Nervenzellen, die für die Bewertung, aber auch Hervorbringung und Steuerung bestimmter Handlungen und Gefühle im Körper zuständig sind zeigten die gleichen Schwingungen, auch wenn der Mensch diese Handlungen oder Gefühle bei anderen beobachtete. Es liefen also in diesen Neuronen die gleichen Prozesse ab, ob nun etwa die Versuchsperson selbst ein Glas Wasser trank oder dies bei einer anderen Person beobachtete. Diese Neuronen, die daher als Spiegelneuronen genannt wurden, zeigten dieses Spiegelphänomen aber nicht, wenn zum Beispiel ein Roboter, exakt die gleiche Handlung ausführte, das Beobachtungsobjekt war. Wesentlich scheint also die seelische Bewegung zu sein, nicht die bloße Übereinstimmung der äußeren Handlung.

Damit ist innerhalb der „exakten“ Wissenschaft ein Erklärungsmuster etwa für die Geistreisen in den Körper eines Kranken gegeben, die der Schamane unternimmt um den Geist, den Grund der Krankheit festzustellen. Auch das Gedankenlesen findet damit auch für die westliche Wissenschaft eine für sie nachvollziehbare Erklärung. Allerdings, die Schamanen und Heiler aller Traditionen, die seit Jahrtausenden auf ihre Weise heilen, kannten und erkannten diese Zusammenhänge auch ohne Neurowissenschaft. Diese ganzheitliche Sicht ist ja auch bei der Homöopathie, die in unseren Breitengraden zunehmend Freunde findet, grundlegend. Durch die Potenzierung der Wirkstoffe, die in den Hochpotenzen als Stoffe nicht mehr nachweisbar sind, ist die Wirkung nicht etwa geringer sondern greift sogar tiefer ein als die niedrigen Potenzen, die mehr auf der rein körperlichen Ebene wirken. Man kann sagen, der Wirkstoff hat sich in der Hochpotenz vergeistigt. So wirkt der Geist der Heilsubstanz auf den Geist/die Seele des Patienten ein und setzt dort die heilenden Prozesse in Gang.

Der breite Raum der psychosomatischen Erkrankungen, die ja auch nur mühsam ihre Anerkennung als „echte“ Krankheiten fanden, ist ohne Einbeziehung der Seele und des Bewusstseins nicht heilbar. Was in der Schulmedizin, in der Psychologie an Analyse, Psychodrama und vielen anderen Ansätzen angegangen und behandelt wird war den Schamanen als Seelenverlust bekannt: Teile der Persönlichkeit können sich durch Schock, traumatische Erfahrungen u. a. abspalten und entwickeln sich dann nicht mehr mit der Persönlichkeit weiter, sie bleiben in einem geistigen Bereich gefangen und finden allein nicht mehr den Weg zu „ihrer“ Persönlichkeit. Der Schamane, der Curandero, wie sie in Südamerika genannt werden, reist in diesen Geistbereich und holt den abgespaltenen Seelenteil zurück, integriert ihn wieder und hilft bei der Angleichung der in unterschiedlichen Zeitstadien befindlichen Teilen der Persönlichkeit wie-der zusammen zu wachsen.

Auch die in Europa geläufigeren Formen, etwa Pilgerreisen zu heiligen Stätten wie Lourdes, die Gebete um Gesundheit und Heilung, „funktionieren“ nach dem gleichen Prinzip: ein geistiges Muster, eine Vorstellung des gesunden Zustandes, der Glaube an eine göttliche Macht, die diesen Zustand wieder herstellen kann, – sie sind die Grundlagen, Ursachen, nach denen der physische Gesundungsprozess folgt, wenn der Mensch sich mit dem geistigen Bild identifiziert oder den Ausgang der Krankheit dem göttlichen Prinzip überlässt. Wunder – meist verstanden als Abweichung von der naturwissenschaftlichen Norm – zeigen nach dem von Faulstich aufgeführten Material, den vielfältigen Fallbeispielen, im Gegenteil, dass sie nicht außerhalb sondern innerhalb von Erklärungsmustern liegen.

Der Autor schildert lebendig und spannend persönliche Erlebnisse und Erfahrungen, die jenseits eines trockenen Wissenschaftsberichtes liegen. Seine Besuche bei Heilern im südamerikanischen Regenwald ließen ihn authentisch von „unglaublichen“ Heilungserfolgen berichten, die aber auf dem Hintergrund der Forschungsergebnisse nachvollziehbar werden. – Faulstich führt in seinem Buch keinen Kampf gegen die Schulmedizin sondern zeigt auf, dass das Feld der Erklärungsmuster erweitert werden muss und liegt damit innerhalb des Grundprinzips der traditionellen Naturwissenschaft: Hypothesen bleiben nur so lange in Geltung wie sie nicht widerlegt werden. Werden sie widerlegt muss man sich neuen Paradigmen öffnen.
Dazu gehört auch, die Medizin wieder als Heilkunst zu betrachten. „Was wir brauchen, ist keine weitere Entzauberung der Heilkunst, sondern die Rückkehr des Zauberhaften in die moderne Medizin.“

Faulstich, der nicht nur Autor sondern auch Regisseur wissenschaftlicher Fernsehdokumentationen ist, hat mit dem vorliegenden Buch einen wesentlichen Brückenschlag zwischen Schulmedizin und Alternativmedizin getan.

Joachim Faulstich, Das heilende Bewusstsein, Wunder und Hoffnung an den Grenzen der Medizin
300 Seiten, Knaur Verlag, München, Okt. 2006, 17,90€